Sind E-Zigaretten weniger ungesund als herkömmliche Zigaretten?

lebensabenteurer

E-Zigarette im Dampf

Vor einigen Jahren war es vollkommen undenkbar, dass es einmal Bars und Kneipen geben könnte, in denen nicht geraucht wird und auch nicht geraucht werden darf. Heute ist dies längst schon Normalität geworden und mit dieser Tatsache ist auch das Rauchen an sich mehr und mehr aus der Wahrnehmung und aus der Öffentlichkeit verschwunden. Das heißt nicht unbedingt, dass deswegen nicht mehr geraucht wird, wenngleich die Tendenz in den letzten Jahren durchaus rückläufig ist. Nach einer Statistik der Aktion „Rauch-Frei“ betrug der Anteil der rauchenden Bevölkerung 1995 noch knapp 43 % bei den Männern und knapp 30 % bei den Frauen. 2018 waren es nur noch rund 24 % und rund 18 %. Man sieht also einen deutlichen Rückgang, wobei noch immer jeder vierte bis fünfte Deutsche raucht. Gleichzeitig ist aber die gesellschaftliche Akzeptanz für Raucher nicht mehr so hoch ist wie früher und das Gefühl, sich damit selbst und anderen zu schaden wird immer präsenter. Dieser Umstand hat sicher auch seinen Anteil dazu beigetragen, dass der Trend von der normalen Zigarette immer mehr zur E-Zigarette übergeht. Aber was ist eine solche E-Zigarette überhaupt? Worin unterscheidet sie sich von einer herkömmlichen Zigarette? Und ist sie wirklich gesünder als das „normale“ Rauchen?

Ein E-Zigaretten-Dampfer

Worin unterscheiden sich E-Zigaretten und herkömmliche Zigaretten?

Der Hauptunterschied besteht darin, dass bei der klassischen Zigarette ein trockenes Tabakgemisch verbrannt, oder besser gesagt verglüht wird. Es findet also keine vollständige, sondern nur eine teilweise Verbrennung unter hoher Rauchentwicklung statt. Dieser Rauch enthält eine Reihe von verschiedenen Inhaltsstoffen, die durch das Verglühen zum einen selbst heiß werden und zum anderen sehr fein zerstäuben. Anders als der feste Tabak besteht der Tabakrauch also aus Millionen winziger Tabakteilchen, die sehr leicht von einem Organismus aufgenommen werden können. Der Raucher saugt den Rauch dabei direkt in seine Lunge ein, sodass die Rauchteilchen über die Bronchien, die Mundschleimhaut und die Lungenschleimhaut in die Blutbahn und in den Rest des Körpers gelangen. Hier entfalten sie dann recht unterschiedliche Wirkungen. Das Nikotin dockt zum Beispiel an Nervenrezeptoren an und wirkt dadurch zunächst beruhigend. Gleichzeitig führt es aber natürlich auch zu einer Abhängigkeit. Andere im Tabak enthaltenen Stoffe, wie beispielsweise Teer und Schwermetalle, lagern sich im Körper ein und können dabei langfristig zu einer vorschnellen Alterung des Körpers sowie zu diversen anderen Krankheiten und Schwächungen führen. Hinzu kommt, dass neben dem eigentlichen Tabak in modernen Zigaretten auch eine Menge an Zusatzstoffen wie Aromen und chemischen Duftstoffen enthalten ist, die sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit des Rauchers auswirken.

Die Frage nach der Verträglichkeit von E-Zigaretten ist noch offen

Rauchen ohne Tabak?

Bei einer E-Zigarette hingegen wird kein Tabak mehr verwendet. Stattdessen wird eine Flüssigkeit durch ausreichendes Erhitzen verdampft. Das bedeutet, dass der Nebel, den eine E-Zigarette verursacht auf Aerosolen also winzigen, in der Luft verteilten Flüssigkeitstropfen und nicht wie Rauch aus winzigen, in der Luft verteilten Feststoffteilchen besteht. Auf diesem Grund spricht man bei Konsumenten von E-Zigaretten zumeist auch nicht mehr von „Rauchern“, sondern viel mehr von „Dampfern“.

Der oft vermittelte Eindruck, dass es sich im Grunde also um Wasser handelt, was nun eingeatmet wird, entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Natürlich ist im Dampf auch ein Wasseranteil enthalten, doch die beiden Hauptträgerstoffe sind Glycerin und Propylenglykol, die wir in anderer Form als Lebensmittelzusätze und als Bestandteile von Kosmetika kennen. Zusätzlich bildeten Sie auch bereits lange vor der Erfindung der E-Zigaretten die Grundlage für den Nebel, der durch Nebelmaschinen erzeugt wird. Eine besondere Eigenschaft, die sie besitzen liegt darin, Wasser aus der Umgebungsluft zu entziehen und somit einen recht stabilen und intensiven Nebel bzw. Dampf zu bilden. Ob diese beiden Stoffe für den Menschen und seine Umwelt unbedenklich sind, ist umstritten. Offiziell gilt das Dampfen von E-Zigaretten als weitaus weniger schädlich, als das Rauchen echter Zigaretten. Doch man darf dabei nicht vergessen, dass auch das Tabak-Rauchen viele Jahrzehnte lang als vollkommen unbedenklich galt, bis es ausreichend Studien gab, mit denen man das Gegenteil belegen konnte. Von Propylenglykol weiß man zumindest, dass es in größeren Mengen zu Reizungen der Augen und der Schleimhäute sowie zu einer verminderten Sauerstoffaufnahme in den Lungenbläschen führen kann. (Quelle: Wikipedia)

Neben den Hauptträgerstoffen werden dem sogenannten „Liquid“ noch weitere Stoffe hinzugefügt, darunter zumeist Wasser und verschiedene Aromen, sowie aus Tabak extrahiertes Nikotin. Letzteres sorgt dafür, dass das Dampfen von E-Zigaretten eine ähnliche Wirkung auf den Konsumenten hat, wie das Rauchen herkömmlicher Zigaretten. Im Positiven, wie im Negativen natürlich.

Ist E-Zigaretten Liquid weniger ungesund als Tabak

Für eine definitive Aussage fehlen die Langzeitstudien

Ob der Dampfcocktail einer E-Zigarette mit all seinen Bestandteilen und Zusatzstoffen nun wirklich gesünder, bzw. weniger schädlich ist, als das herkömmliche Rauchen, kann daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sicher festgestellt werden. Die offizielle Meinung dazu lautet ganz klar: „Ja, es ist deutlich weniger gefährlich und schädlich!“ Leider beruht diese Zuversicht aber vor allem auf dem Fehlen von Studien, die etwas anderes aussagen. Das bedeutet, dass ein Dampfer durch seinen Konsum automatisch an einem „Langzeitversuch mit ungewissem Ausgang teil[nehmen]“ wie es die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), Martina Pötschke-Langer in einem Interview gegenüber der Deutschen Welle formulierte. Sie betonte zudem, dass es bislang kein Reinheitsgebot für das Liquid von E-Zigaretten gebe, weshalb man als Konsument leider nie ganz genau sagen kann, was man hier eigentlich einatmet. Analysen des Liquids verschiedener Hersteller ergaben ihrer Auskunft nach, dass unter anderem eine ganze Reihe von giftigen Verunreinigungen enthalten sind, die beim Herstellungsprozess des Liquids entstehen. Darunter fand man Formaldehyd, Azetaldehyd oder auch Acrolein, Nickel oder Chrom und andere Schwermetalle. Alles Stoffe, die als höchst gesundheitsschädigend und zum Teil krebserregend gelten. Um sagen zu können, dass das Dampfen von E-Zigaretten gesünder ist, als das Rauchen von Tabak, müsste man zumindest erst einmal sicherstellen, dass diese vollkommen unnötigen Zusatzstoffe im Rauch nicht enthalten sind. Aber auch dann bleibt die Frage offen, wie sich das ständige Inhalieren eines noch immer größtenteils unerforschten Chemie-Cocktails langfristig auf die Lunge und den Rest des Körpers auswirkt. Gerade die vielen verschiedenen Duft- und Aroma-Stoffe geben hier zu bedenken. Denn das, was dafür sorgt, dass der Dampf so schön erfrischend, lecker und harmlos riecht, sind zum Teil äußerst komplexer chemische Verbindungen. Und zumindest aus der Parfum-Industrie ist bekannt, dass viele davon definitiv eine Gesundheitsschädigende Wirkung haben.

Was ist gesünder - Rauch oder Dampf

Fazit

Letztlich bleibt es natürlich jedem Selbst überlassen, ob er sich und seinen Körper einem solchen Zusatzrisiko aussetzen will. Die traurige Tatsache ist, dass es uns in den meisten anderen Bereichen, die uns im Alltag begegnen, ja nicht viel besser geht, als mit dem Dampf der E-Zigaretten. Bis heute wissen wir nahezu nichts darüber, wie sich die chemischen Dämpfe aus unserer Kleidung, unseren Möbeln, unseren Putzmitteln und unseren Kosmetik-Produkten auf unsere Gesundheit auswirken. Auch was die Zusatzstoffe in unseren Lebensmitteln und deren Verpackungen anbelangt, tappen wir noch immer größtenteils im Dunkeln. In einer Welt also, in der wir bereits über die Nabelschnur und die Muttermilch die ersten gesundheitlich bedenklichen Chemikalien aufnehmen, ist es sicher etwas scheinheilig ein Genussmittel wie E-Zigaretten zu verteufeln, und all die anderen Gefahrenquellen unbeachtet zu lassen. Die Frage sollte also weniger lauten: „Ist das Dampfen von E-Zigaretten ungefährlich oder nicht?“, sondern „empfinde ich den Konsum des Dampfes als so angenehm und bereichernd, dass es mir das zusätzliche Risiko wert ist?“ Die gleiche Frage also, die man sich auch beim Essen von Süßigkeiten, beim Trinken von Alkohol und beim Ausüben von Extremsportarten stellen sollte.

Die Frage nach der Verträglichkeit von E-Zigaretten ist noch offen

Quellenangaben:

Schreibe einen Kommentar

Name*
Email*
Url
Your message*

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>